Einführung
Die P-Welle ist ein entscheidendes Element bei der Interpretation des EKGs. Sie repräsentiert die Depolarisation der Vorhöfe und zeigt charakteristische Merkmale, die auf verschiedene atriale Zustände hinweisen können. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte der P-Welle und des PR-Intervalls im Detail betrachten.
Die P-Welle: Grundlagen
Die P-Welle ist klein, positiv und glatt. Dies resultiert aus der vergleichsweise geringen Muskelmasse der Vorhöfe. Im Normalfall, im Sinusrhythmus, zeigt die P-Welle in Ableitung II eine positive Ausrichtung. Dies erklärt sich durch den Winkel von Ableitung II zur P-Wellen-Vektorrichtung.
P-Wellen-Vektor und Asymmetrie
Der P-Wellen-Vektor ist horizontal leicht gebogen, da er zunächst nach vorne gerichtet ist und dann nach links abbiegt, um den linken Vorhof zu aktivieren. Dies kann zu einer biphasischen P-Welle in Ableitung V1 führen, wobei der größte Teil positiv ist, aber der endständige Teil leicht negativ sein kann.
In einigen Fällen kann die P-Welle in Ableitung II leicht asymmetrisch sein, mit zwei Höckern. Dies spiegelt die sequenzielle Depolarisation der Vorhöfe wider, wobei der rechte Vorhof vor dem linken Vorhof depolarisiert wird.
Veränderungen bei Vorhofvergrößerung
Die Vergrößerung der Vorhöfe, oft als Kompensationsmechanismus, führt zu spezifischen P-Wellen-Veränderungen. Die Pulmonalarterien verursachen beispielsweise P pulmonale bei Vergrößerung des rechten Vorhofs, während bei Vergrößerung des linken Vorhofs P mitrale auftritt.
Die P-Welle-Checkliste
- P-Welle ist während des Sinusrhythmus immer in Ableitung II positiv.
- Positivität in Ableitungen aVL, aVF, –aVR, I, V4, V5 und V6.
- Biphasische P-Welle in V1 (gelegentlich in V2).
- P-Wellen-Dauer ≤0,12 Sekunden.
- P-Wellen-Amplitude <2,5 mm in den Extremitätenableitungen.
Das PR-Intervall und PR-Segment
Das PR-Intervall, vom Beginn der P-Welle bis zum Beginn des QRS-Komplexes, reflektiert die Zeit von der Vorhof- zur Kammerdepolarisation. Ein normales PR-Intervall liegt zwischen 0,12 und 0,22 Sekunden. Das PR-Segment, die flache Linie zwischen P-Welle und QRS-Komplex, spiegelt die langsame Impulsleitung durch den AV-Knoten wider.
Veränderungen im PR-Intervall
Ein verlängertes PR-Intervall, über 0,22 Sekunden, deutet auf einen ersten AV-Block hin, der oft durch altersbedingte Fibrose oder Myokardischämie verursacht wird. Ein verkürztes PR-Intervall (<0,12 Sekunden) kann auf eine Präexzitation durch eine zusätzliche atrioventrikuläre Verbindung hinweisen.
Fazit
Die detaillierte Analyse der P-Welle und des PR-Intervalls ermöglicht es, spezifische atriale Zustände zu identifizieren. Veränderungen in diesen EKG-Merkmalen können auf strukturelle Anomalien oder elektrische Leitungsprobleme hinweisen. Ein gründliches Verständnis dieser Parameter ist entscheidend für eine präzise EKG-Interpretation.